Sonntag, 12. Oktober 2014

Observatory & Groote Schuur Hospital


 Mir gefaellt es sehr in Observatory zu wohnen - nicht nur, weil ich so morgens zum Krankenhaus laufen kann und ich es nicht weit zur Lower Main Road mit vielen Bars und netten Cafes habe, sondern vor allem, weil Obz sehr bunt ist: schon in Zeiten der Apartheit war dieses Viertel eines der wenigen "grauen Bezirken", die nicht ausschliesslich von einer race (black, coloured oder white) bewohnt wurde. 
Jetzt im Fruehling bluehen ausserdem in jedem Vorgarten bunte Blumen und die Sonnenuntergaenge hinter dem mit Schaefchenwolken bedeckten Devil's Peak erstrahlen in einem wunderschoenen Pink.
 Man findet in Obz vor allem einstoeckige Haeuser mit ebenfalls bunten Fassaden, die sich durch ihren schoenen viktorianischen Baustil auszeichnen.

Observatory ist bekannt als alternatives Studentenviertel, da es in der Naehe einiger Campi der University of Cape Town liegt und mit dem Obz Square ein nagelneues Studentenwohnheim gegenueber vom Groote Schuur Hospital und der medical school beherbergt. Durch die vielen Backpackers auf und um die Lower Main Road herrscht hier ein sehr internationales Flair und wenn man abends von Bar zu Bar wandert, hoert man etliche verschiedene Sprachen und lernt Menschen von Kanada ueber Schweden bis Australien kennen.


Über das Groote Schuur Hospital (GSH) habe ich bereits in meinem letzten Kapstadt-Blog von 2011 berichtet. Bei meinem letzten Praktikum war ich allerdings auf der pädiatrischen Station (Kinderheilkunde) und hatte keinen Einblick in den OP.
Es hat sich in den letzten drei Jahren in den Kapstaedter Krankenhaeusern einiges getan, was elektronische Datenverarbeitung angeht: das GSH verfügt nun über eine Software, über die man auf den großen Bildschirmen auf jeder Station die Laborwerte und radiologischen Bilder aller Patienten aufrufen kann. Diese Software ist sogar fortschrittlicher als das ORBIS in Frankfurt, da in Kapstadt mittlerweile einige Krankenhäuser ihre Daten vernetzt haben und so auch Laborwerte und z.B. CT-Bilder sowie deren Befunde aus anderen Kliniken angeschaut werden können.
Es gibt jetzt auch eine Software, über die die Ärzt*innen Kurzberichte und verschriebene Medikamente von Patient*innen, die entlassen werden eintragen, sodass auch die Patient*innenakten immer mehr elektronisch dokumentiert werden.

Mein Alltag im GSH startet um 7:30 mit der Visite (ward round), bei der alle Patient*innen meist von den Registrars (etwa vergleichbar mit unseren Assistenzaerzt*innen) vorgstellt werden und die Consultants (Fach/Oberaerzt*innen) ihre Anweisungen an die Interns (das zweijaehrige Internship wird nach dem Examen absolviert, bevor man sich als Fachaerzt*in spezialisiert oder als "general practicioner" arbeitet) weitergeben. Die Patient*innen, die wir selbst aufgenommen haben, stellen wir selbst vor: "... is a 52 year old patient, who presented with..."
Wir auslaendischen elective Students folgen dem Stundenplan der südafrikanischen 6th year students, der neben den Visiten, ward work (meistens Blutentnahmen oder Aufnahmen) und den clinics (Ambulanz), auch viele Tutorials (Seminare - mindestens eines pro Tag, freitags den ganzen Tag) vorsieht. Diese Lehrseminare sind qualitativ wirklich gut - davon kann sich so manches Lehrkrankenhäuser in Deutschland eine Scheibe abschneiden!
Nach meinen drei Wochen auf der HPB (Hepatobilliary / Upper GI), bin ich nun in die Colorectal Surgery rotiert. Weitere Rotationen sind in der Acute Surgery Ward und in der Vascular Surgery vorgesehen. Im OP darf ich hin und wieder assistieren, manchmal ist am OP-Tisch aber neben dem Consultant, Juniorconsultant, Registrar und der OP-Schwester kein Platz mehr oder ein anderer Student / eine andere Studentin hat sich schon eingewaschen.

Die Unterschiede zum deutschen OP sind vergleichbar mit dem, was ich in Tansania erlebt habe: Es werden statt Einweg-OP-Tuecher und -OP-Kittel solche verwendet, die autoklaviert und wieder verwendet werden und auch die Sterilitaet wird nicht ganz so mega streng genommen, wie in deutschen OPs. Ansonsten ist der medizinische Standard aber durchaus vergleichbar mit Deutschland und viele OP-Techniken werden mit randomisierten Studien begruendet.



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